Sonntags-Gedanken

Sonntag Exaudi
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Sonntag Exaudi

Abschied und Trost

Manchmal wird mir der Abschied schwer: Wenn ich dem Zug hinterherblicke oder an der Absperrung am Flughafen stehe. Noch viel schwerer ist es, wenn ich nicht weiß, ob wir uns wiedersehen werden.
 
Den Abschied Jesu von seinen Jüngern beschreibt der Sonntag Exaudi. Seit seiner Himmelfahrt ist Jesus nicht mehr sichtbar bei ihnen. Es liegen harte Tage vor ihnen. Doch Jesus lässt sie nicht allein. Auf andere Art wird er ihnen nahe sein: in ihren Herzen, als nie versiegende Quelle der Kraft. In einem neuen Geist werden sie Jesus erkennen. Das ist kein Ersatz für seine Anwesenheit, aber ein Trost. Noch heute lebt dieser Geist unter uns: Wo nach Gottes Willen gefragt wird, wo Liebe unser Handeln prägt, da wird er spürbar. Aber auch dort, wo wir verzagen, wo uns der Hals zugeschnürt ist, ist er uns tröstend nahe und bringt unsere Anliegen vor Gott.

 

"Christus spricht: Wenn ich erhöht werde von der Erde, so will ich alle zu mir ziehen.“

- Wochenspruch Johannes 12,32 -


Psalm 27, 1. 7-14:
Der Herr ist mein Licht und mein Heil; vor wem sollte ich mich fürchten? Der Herr ist meines Lebens Kraft; vor wem sollte mir grauen? Herr, höre meine Stimme, wenn ich rufe; sei mir gnädig und antworte mir! Mein Herz hält dir vor dein Wort: »Ihr sollt mein Antlitz suchen.« Darum suche ich auch, Herr, dein Antlitz. Verbirg dein Antlitz nicht vor mir, verstoße nicht im Zorn deinen Knecht! Denn du bist meine Hilfe; verlass mich nicht und tu die Hand nicht von mir ab, du Gott meines Heils! Denn mein Vater und meine Mutter verlassen mich, aber der Herr nimmt mich auf. Herr, weise mir deinen Weg und leite mich auf ebener Bahn um meiner Feinde willen. Gib mich nicht preis dem Willen meiner Feinde! Denn es stehen falsche Zeugen wider mich auf und tun mir Unrecht. Ich glaube aber doch, dass ich sehen werde die Güte des Herrn im Lande der Lebendigen. Harre des Herrn!

Gebet:
Jesus Christus, du sitzt zur Rechten Gottes, des allmächtigen Vaters.
Was machst du da eigentlich? Wir brauchen dich doch hier: auf der Erde; bei uns.
Manchmal fühlt es sich so an, als wärst du weggegangen. Als wäre diese Welt ein gottverlassener Ort. Als wären wir Menschen mutterseelenallein.
Wann kommst du wieder? Wir warten auf dich!
Komm, Herr. Komm zu uns; in unsere Welt.
Hilf uns erkennen, wo du mitten unter uns schon da bist. Stärke unsere Vorstellungskraft und unser Vertrauen auf dich. Lass uns ganz nah bei dir sein und bleiben: jetzt, in dieser Welt – und dann auch dort, in der Ewigkeit.
Amen

Lied EG 107 „Wir danken dir, Herr Jesus Christ“

Gedanken zu: „Dein Wort in Gottes Ohr“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Flattertag mit Flattergebeten.
Was ist ein Flattertag? Ein Flattertag ist einer jener Tage, an dem die Stunden einfach so verflattern und an dem der Eindruck von Atemlosigkeit, Fremdbestimmung, Gehetztsein sich wie ein Windstoß über Pläne, Träume, Beziehungen legt. Einen Flattertag erkennt man gut an den begleitenden, sinnfreien Flattergebeten.

In der Art von: Der Wecker klingelt – Gott, sei doch nicht so und schenk mir noch fünf Minuten. Oder: Der Wecker klingelt nicht. Hilfe, verschlafen! – Oh Gott, halte die Zeit an!
Und wenn ein Flattertag erst einmal so beginnt, flattert er weiter wie der Notizzettel auf dem Küchentisch: Vergiss nicht, die Waschmaschine auszuräumen.
Das Kind quengelt, der Kater bricht auf die Holzdielen, Nutella ist bei zu viel Gebrauch ungesund, und der Käse schimmelt. Ein Stoßgebet hebt sich zum Himmel:– Gott, lass mich nicht zu spät zur Arbeit kommen.

Die Straßenbahn ist weg. Die nächste kommt in zwanzig Minuten. Ich komme zu spät – Herr, lass mich nicht verloren sein! Die Füße trampeln auf der Stelle. Atemlos ins Büro. Keiner da. Ein Zettel hängt an der Tür: Der erste Termin fällt aus – Mein Gott, danke, du hast mich erhört! Durchatmen. Zu früh gefreut. An so einem Flattertag wollen ja immer alle wissen, ob dies und das endlich erledigt ist. Ja, läuft, ist gleich fertig. Schiefes Lächeln. Noch nicht einmal angefangen – Herr, vergib mir, vor allem: Gib mir gute Ideen, bitte, pronto!

Pling!, macht das Handy. Du hast die Waschmaschine vergessen. Jammergesicht.

Atemlos durch den Tag – Gott, so ein Leben kannst du dir für mich doch nicht ausgedacht haben! Pling! Denkst du dran, das Kind von der Kunstschule abzuholen? Und vergiss bitte den Reis nicht. Selbstverständlich. Daumen hoch. Blick zur Uhr. Beinahe das Kind vergessen, und die Kassenschlange im Supermarkt ist rekordverdächtig – Gott, ich drehe durch. Mach was!

Mein Lieblingsverein führt im Abendspiel bis kurz vor Schluss – Lass sie heute gewinnen, Gott, dann ist mein Tag gerettet! Da fällt auch schon der Ausgleich. Und in der Nachspielzeit wird die erneute Niederlage besiegelt – Ach, Herr.

Einsetzende Niedergeschlagenheit. Der Rest des Abends versinkt in einem flatterhaften Mischmasch aus Serien, Planung und Katergescharre. Im Kopf formt sich noch kurz das vertraute Abendgebet – Danke, Gott, für diesen Tag. Dann schließen sich die Augen. Irgendwo seufzt es.

Wenn der Geist seufzt, darfst du etwas ändern

Wie findet der vielbeschäftigte Mensch unserer Tage nur einen besseren Umgang mit seinen Flattertagen?

Es wird erzählt, dass ein ebenso vielbeschäftigter, jedoch irgendwie weise gewordener Mann auf die Frage, wie er seinen Tag beginne, geantwortet hat: Ich lese eine Stunde in der Bibel und bete dann noch ein Weilchen. Daraufhin wurde er gefragt: Und wenn Sie mal keine Zeit dafür haben? Wenn ich ganz und gar keine Zeit dafür habe, antwortete er, dann lese ich an einem solchen Tag doppelt so lange in der Bibel und bete noch länger.

Dein Wort in Gottes Ohr und Gottes Geist in deine Zeit

Der Römerbrief beschreibt, warum der weise Mann recht hat, wenn er seiner Zeit mit der Zeit ein Schnippchen schlägt. Und schenkt allen Flattergeistern Hoffnung.

Dabei wird mit einem Irrtum aufgeräumt: Nicht allein unser Klein-Geist seufzt inmitten unserer Flattertage. Wer hier auch noch vernehmbar seufzt, ist kein Geringerer als der Geist Gottes – an unserer Seite. In seinem Aufseufzen wird nun das hörbar, was sich hinter jedem Flattergebet immer noch versteckt – himmelweite Hoffnung nämlich und abgrundtiefe Niedergeschlagenheit, klare, mutige Träume und nebliges Aufgeben-Wollen, fröhlicher Aufbruch und gedämpfte Einsicht.

Durch den unmittelbaren Beistand des göttlichen Geistes gelangt das menschliche Flatterwort also gefiltert, gereinigt und auf das Wesentliche zusammengefasst in Gottes Ohr und darf dort in der Kraft des Geistes auf Gehör, Begleitung und Geleit hoffen. Nicht auf die Erfüllung aller noch so kruden Wünsche, aber immerhin auf einen guten Umgang damit. Wenn Gottes Geist seufzt, ändert sich nicht alles nach Belieben. Aber ich darf mich ändern. Immerhin. Und wenn es sein darf, wird diese ganz besondere Geisteshaltung irgendwann zur paulinischen Einsicht heranreifen: Wir wissen aber, dass denen, die Gott lieben, alle Dinge zum Besten dienen.

Mehr braucht es nicht zu wissen, zu Beginn und am Ende unserer Tage, selbst wenn sie noch so flatterhaft daherkommen. Der weise vielbeschäftigte Mann jedenfalls macht die Einsicht zur Grundlage seines Tagwerks. Wenn er Gefahr läuft, sich in seiner Zeit zu verlieren, hält er inne und legt seine Zeit in Gottes Hand. Und er traut der Kraft des Geistes zu, dass sie ihn und seine Zeit verändert, ja verwandelt, bis ihm die Dinge zum Besten dienen. Beneidenswert.

Pfarrer Jochen Lenz, Ellrich

Lied EG 352 „Alles ist an Gottes Segen“

Fürbitten:
Allmächtiger und barmherziger Gott, wo sollen wir anfangen und welche Worte finden? So vieles ist schief in dieser Welt. So viele Menschen brauchen es, dass wir sie nicht vergessen. Erforsche du unsere Herzen und sieh, wie wir es meinen, wenn wir beten.
Wir bitten dich für alle, die Angst haben und verzweifeln. Lass sie Fürsprecher finden, die selbst voller Zuversicht sind. Sei du im Geiste bei ihnen und schenke ihnen neue Hoffnung.
Wir bitten dich für alle, die unter Gewalt und Krieg leiden. Lass sie Fürsprecher finden, die das erlittene Unrecht zum Himmel schreien lassen. Sei du im Geiste bei ihnen und schenke ihnen deinen Frieden.
Wir bitten dich für alle, die sterben. Lass sie Fürsprecher finden, die sie auf dem letzten Abschnitt ihres Lebenswegs begleiten. Sei du im Geiste bei ihnen und schenke ihnen neues Leben. Amen.
Vater unser im Himmel....

Segen
Der Herr segne Dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Amen.


 

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wünscht Ihnen einen schönen Sonntag.

 

 

 

 

Sonntag Kantate
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Sonntag Kantate

Singet dem Herrn ein neues Lied!

 

Kantate – Singt! Singt dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! Dem Jubel über die Erneuerung der Schöpfung folgt der Sonntag des Lobgesangs zu Gottes Ehre. Heute steht die Musik im Mittelpunkt: „Mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen!“
Der ausgelassene Tanz, das Lied, das Trauernden die Tränen löst, das Pfeifen im Dunkeln und die Arie, die tief ins Herz dringt, – Musik lässt niemanden unbewegt.

 

"Singet dem HERRN ein neues Lied, denn er tut Wunder.“

- Wochenspruch Psalm 98,1 -

 

Psalm 98
Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder.
Er schafft Heil mit seiner Rechten und mit seinem heiligen Arm.
Der Herr lässt sein Heil verkündigen; vor den Völkern macht er seine Gerechtigkeit offenbar.
Er gedenkt an seine Gnade und Treue für das Haus Israel, aller Welt Enden sehen das Heil unsres Gottes.
Jauchzet dem Herrn, alle Welt, singet, rühmet und lobet!
Lobet den Herrn mit Harfen, mit Harfen und mit Saitenspiel!
Mit Trompeten und Posaunen jauchzet vor dem Herrn, dem König!
Das Meer brause und was darinnen ist, der Erdkreis und die darauf wohnen.
Die Ströme sollen in die Hände klatschen, und alle Berge seien fröhlich vor dem Herrn; denn er kommt, das Erdreich zu richten.
Er wird den Erdkreis richten mit Gerechtigkeit und die Völker, wie es recht ist.

Gebet:
Gott, ob wir als deine Instrumente taugen? Deine Liebe macht Ketten zu Saiten, macht Mauern zum Parkett, macht aus dem Urteil ein Kyrie und aus Scherben ein Gloria, macht Schwerter zu Pflugscharen und Stöcke zu Flöten. Vollende dein Wunder. Unterbrich unseren Tanz um Goldene Kälber. Vollende dein Wunder. Stimme uns neu.
Amen

Lied EG 302 „Du, meine Seele singe“

Gedanken zu: „Singet dem Herrn ein neues Lied“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Der Ton macht die Musik! Am Ton spüre ich, wie man mit mir umgeht. Es gibt eine Art zu reden, die fast unweigerlich dazu führt, dass ich nicht zuhöre. Das mag an der Stimme liegen, oder an der Grammatik, die den Inhalt transportieren soll. Befehle! Tu dies, tu das, mach das so, lass das. Kurze unfreundliche Wortfolgen. Ich lass mir doch nichts vorschreiben! Ich kann auf Vorschriften gut verzichten.

Der Predigttext bringt viele Vorschriften mit sich. Schlichte Anweisungen, ohne Begründung. Es wird vorgeschrieben, wie man zu leben hat. Der Schreiber meint, dass so das Leben in der Nachfolge Christi aussehen muss. Ganz logisch! Für mich ist das schwer hinzunehmen. Aber hören Sie selbst:

Lesung Kolosser 3,12–17

So zieht nun an als die Auserwählten Gottes, als die Heiligen und Geliebten, herzliches Erbarmen, Freundlichkeit, Demut, Sanftmut, Geduld; und ertrage einer den andern und vergebt euch untereinander, wenn jemand Klage hat gegen den andern; wie der Herr euch vergeben hat, so vergebt auch ihr!

Über alles aber zieht an die Liebe, die da ist das Band der Vollkommenheit.

Und der Friede Christi, zu dem ihr berufen seid in einem Leibe, regiere in euren Herzen; und seid dankbar.

Lasst das Wort Christi reichlich unter euch wohnen: Lehrt und ermahnt einander in aller Weisheit; mit Psalmen, Lobgesängen und geistlichen Liedern singt Gott dankbar in euren Herzen. Und alles, was ihr tut mit Worten oder mit Werken, das tut alles im Namen des Herrn Jesus und dankt Gott, dem Vater, durch ihn.

So weit die Ratschläge des Kolosserbriefes. Eine ganze Menge! Ich sortiere einmal die Masse der Worte nach der besonderen Kleiderordnung: Darum kleidet euch mit aufrichtigem Erbarmen, mit Güte, Demut, Milde, Geduld! Luther hat übersetzt: Zieht an herzliches Erbarmen!

Als könne man sich umkleiden mit Güte. So, wie man ein Kleidungsstück anzieht. Als hätte man einen Mantel der Demut parat. Als gäbe es ein Kleid, gewebt aus Fäden der Geduld. Ein Hemd, gewirkt mit Milde, ein Kleid des Erbarmens. Schöne Bilder!

Diese Worte nutze ich in meinem Sprachgebrauch selten: Demut, Milde. Es sind alte, unmoderne Begriffe. Mode aber wandelt sich, die Worte ebenso. Wie in der Mode immer alles wiederkommt, so glaube ich, dass diese Begriffe von großer Bedeutung für uns sind. Für unser Zusammenleben.

Demut könnte heißen: „nicht überheblich werden“. Sanftmut/Milde ließe sich mit „erst einmal zuhören, miteinander reden“ und mit „Gewaltfreiheit“ übersetzen. Erbarmen hätte etwas mit „Mitgefühl“, vielleicht mit dem schon strapazierten Wort „Solidarität“ zu tun. Diese Übertragungen haben dann nicht den süßlichen Geschmack des Altmodischen, sondern sind voller aktueller, politischer Dimensionen. Anweisungen für das Leben heute!

Wir Christenleute können es uns nicht leisten, die alten Worte nur zu wiederholen, – wir müssen sie übersetzen und ins Leben ziehen. Freundlichkeit, Geduld, Liebe sind Begriffe, die ich verstehe. Allerdings ist auch hier die Frage, wie ich das im eigenen Leben umsetzen kann. Was bedeutet: Zieht euch den Mantel der Sanftmut an!? Wenn vor mir einer steht, der voller Wut auf einen Wandel in der Gesellschaft pocht und den Parolen der ewig Gestrigen folgt. Sanftmut zu leben – das würde Übergriffe und Grausamkeit unmöglich machen. Das hätte dann überall Geltung, wo Menschen sich als Christen verstehen. Sanftmut! Was mache ich mit den Menschen, die in die Maschinerie von Angst, Machtgier und Krieg verwoben sind und in diesem Getriebe verloren gehen? Sanftmut zu leben, wenn einer „Deutschland den Deutschen“ brüllt, das heißt für mich: Beherrschung lernen. Aber auch: Position beziehen. Mit diesen Menschen sprechen! Das sind wir uns und unserer Geschichte schuldig – so sagt es der Mantel des Erbarmens. Aufrichtigkeit und Mut gehören zum Leben in einer menschlichen Gesellschaft dazu. Der Kleiderschrank des Christentums – ein Sammelsurium der modischen Extravaganzen? Wenn ich entscheiden soll, was ich anziehe, dann mache ich das vom Wetter abhängig. Oder vom Anlass! Mein Geschmack und die Größe entscheidet. Nicht jedes Kleidungsstück passt mir.

Vielleicht ist jetzt das Bild von den Kleidungsstücken ausgereizt. Es ist aber hilfreich, weil es offen ist für eine Wahl. Auch kann ich Kleidungsstücke wechseln. Man wächst aus gewissen Dingen heraus. Außerdem wird durch die Kleider deutlich, dass kein Mensch alles auf einmal anziehen kann. Der Kolosser-Katalog der Forderungen kann dazu locken, über die eigene Kleidung und Verhaltensweise nachzudenken. Er fordert mich auf, tatkräftig zu leben. Und über allem steht die Zusage: „Ihr seid die Auserwählten von Gott, seine Heiligen, seine Geliebten.“

Das ist die Grundlage. Geliebte sind wir, Auserwählte, Heilige. Wenn wir wissen, dass wir Heilige sind, dann wird unser tägliches Leben den Wert erhalten, den es in Gottes Augen ohnehin schon hat. Jeder Tag, jede Minute, jeder gelebte Augenblick ist ein heiliger Moment, den Gott uns schenkt. So hängen am christlichen Kleiderständer nicht nur Forderungen, sondern Bitten um Mitarbeit. Derjenige, der uns diese Bitten hinhängt, ist auch der, der uns den Körper, den Verstand und alles andere geschenkt hat. Darum können wir alles, was wir tun, im Namen Gottes des Herrn geschehen lassen. Gott sei Dank
Amen

Pfrn. Catharina Uhlmann, Hannover

 

Lied EG 286 „Singt, singt dem Herrn neue Lieder“

Fürbitten:

Gott, mit Wundern des Lebens umgibst du uns. Wir hören den Gesang der Vögel, das Lachen der Kinder, wir sehen das Grün der Bäume, die Farben der Blumen, wir spüren den Hauch des Windes, die Wärme der Sonne. Deine Schöpfung singt das Lied vom Leben.
Gott, in Jesus Christus bist du unseren Weg gegangen. Sein Beispiel lässt uns einander offen und rücksichtsvoll begegnen, andere in Liebe achten und annehmen und Schwachen geduldig beistehen. Wir erkennen die Melodie des ewigen Lebens.
Gott, dein Heiliger Geist ergreift Menschen, so dass sie glauben und einander verstehen. Voll Freude entdecken wir eine Gemeinschaft, die Grenzen überwindet, und feiern Gottesdienst mit Liedern zu deiner Ehre.
Gott, im Vertrauen auf deine große Kraft singen wir dein Lob und danken dir für alle Freundlichkeit, die du uns schenkst. Amen
Vater unser im Himmel....
 

Segen
Der Herr segne Dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Amen.


 

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wünscht Ihnen einen schönen Sonntag.

 

 


 


 

Sonntag Jubilate
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Sonntag Jubilate

Die neue Schöpfung

 

Schöpfung und neues Leben sind Themen des Sonntags Jubilate. Er erzählt von der guten Schöpfung am Anfang, von dem von dem schöpferischen Spiel der Weisheit vor Gott, aber auch von der Vorläufigkeit der Schöpfung. Auch Christen sind der Vergänglichkeit unterworfen. Und doch haben sie bereits eine Ahnung von neuem Leben. Denn Jesus ist auferstanden. Für den, der daran glaubt, hat der Tod seine Endgültigkeit verloren. Neu zu werden ist möglich, auch hier und heute. Wer an dieser Hoffnung festhält, dem wächst Stärke zu. Denn wie der Weinstock seinen Trieben Kraft gibt, so haben auch Christen ihren Halt in Christus und können sich immer wieder zum Leben rufen und erneuern lassen.

 

"Ist jemand in Christus, so ist er eine neue Kreatur; das Alte ist vergangen, siehe, Neues ist geworden."

- Wochenspruch 2. Kor. 5,17 -

 

Psalm 66, 1-9
Jauchzet Gott, alle Lande! Lobsinget zur Ehre seines Namens; rühmet ihn herrlich! Sprecht zu Gott: Wie wunderbar sind deine Werke! Deine Feinde müssen sich beugen vor deiner großen Macht. Alles Land bete dich an und lobsinge dir, lobsinge deinem Namen. Kommt her und sehet an die Werke Gottes, der so wunderbar ist in seinem Tun an den Menschenkindern. Er verwandelte das Meer in trockenes Land, sie gingen zu Fuß durch den Strom; dort wollen wir uns seiner freuen. Er herrscht mit seiner Gewalt ewiglich, seine Augen schauen auf die Völker. Die Abtrünnigen können sich nicht erheben. Lobet, ihr Völker, unsern Gott, lasst seinen Ruhm weit erschallen, der unsre Seelen am Leben erhält und lässt unsere Füße nicht gleiten.

Gebet:
Gott allen Lebens, du hast der Welt deinen Lebensatem eingehaucht. Dir verdanken wir, dass wir leben. Heute ist Sonntag und wir wollen ausatmen und Kraft schöpfen. Eine Woche voller Aufgaben und Erlebnissen liegt hinter uns. Schenke uns Zeit und Besinnung, bei dir Ruhe zu finden und das Leben in deiner wunderbaren Schöpfung zu feiern. Dir sei Lob und Ehre allezeit

Lied EG 295 „Wohl denen die da wandeln“

Gedanken zu: „Götter wie wir“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

„Hat Gott eigentlich Humor? Antwort: Gute Frage! Aber haben Sie sich selbst schon einmal angeschaut? Da würde sich die eine oder andere Frage von selbst beantworten.“ So klingt eine Szene aus der Comedy-Serie „Götter wie wir“. In breitem sächsischem Dialekt begrüßen Renate und Inge Gott ihre Zuschauer: „Hallöchen, hier sind die Inge und die Renate. Und wir sind Gott! Klingt erst mal bisschen komisch. Es iss aber so!“

Wer das noch nicht gesehen hat, unbedingt mal reinschauen. Sehr lustig. Und oft auch mit tiefsinnigem Hintergrund bei allem Klamauk. Die Lieblingsbeschäftigung von Inge und Renate Gott ist das „schöpfen“. Was die nicht alles schon geschöpft haben. Man sieht sie in ihrem Büro, an ihren uralten Computern, wie sie die Geschicke der Welt lenken. Hier einen Küstenstreifen entwerfen. Dort mal Atlantis versenken aus Versehen. Oder das Ozonloch unabsichtlich verursachen, indem Renate immer das „Drei-Götter-Taft“ verwendet. Sie merken schon. Manchmal Klamauk. Manchmal grenzwertig. Mit Blick auf die Erschaffung des Menschen, die in den ersten Versen der Bibel beschrieben wird, heißt es dann auch: „Aber jetzt mal Spaß beiseite: Ohne Humor könnten wir das nicht alles ertragen, den ganzen Saustall, jetzt mal ehrlich!“

Ist das noch erträglich – oder schon Verletzung religiöser Gefühle? Ist es anständig, über die Schöpfung eine satirische Comedysendung zu machen? Ich kenne einige Menschen, die sagen würden: Nein! Das geht gar nicht. Da wird Gott als Schöpfer der Welt nicht ernst genommen. Und die Bibel schon gar nicht. Warum eigentlich? Weil ja in unserem Predigttext steht, wie die Schöpfung wirklich stattgefunden hat? Weil aus dem deutschen Substantiv Schöpfung das eher lustig klingende Verb „schöpfen“ wird? Oder vielleicht, weil wir ja gar keine Götter brauchen, weil wir die Welt ja so gut im Griff haben? Nein, ich denke, auch eine Comedyserie kann gut erfassen, worum es in der Schöpfung geht. Und das Interessante ist: Sie dreht den Spieß um. Nutzt eine andere Perspektive. Sie versucht, die Welt aus dem Blickwinkel Gottes zu sehen. Nicht: Warum hat Gott dies oder das nicht besser gemacht? Sondern: Gott erklärt, welche Probleme er mit seiner Schöpfung hat. Die macht nämlich immer alles anders, als er will.

Das betonen wir selbst immer wieder: Es läuft einiges schief, in unserer Welt. Ob die Globalisierung klar macht, dass unser Reichtum nur auf Kosten der Armut anderer Länder existieren kann. Das ist das Grundprinzip des Kapitalismus oder der freien Marktwirtschaft. Oder ob wir sehenden Auges in die Klimakatastrophe geraten sind. Inzwischen wahrscheinlich ohne eine Chance, sie noch abzuwenden. Ja, wir sehen das, wir sprechen und echauffieren uns darüber. Aber übernehmen wir tatsächlich Verantwortung dafür? Sind wir nicht gerne Teil einer reichen Welt, in der es alles zu kaufen gibt? Auch wenn der andere Teil der Welt darunter leidet? Fahren wir nicht gerne unsere größeren oder richtig großen Autos? Auch wenn wir wissen, dass wir damit unseren Teil zum Klimawandel beitragen. Ja, es ist viel schwerer, Verantwortung zu übernehmen, als sie einzufordern. Und wir sollten doch längst verstanden haben, dass „herrschen“ und „untertan machen“ im Vorderen Orient etwas anderes bedeutet haben, als auszubeuten und auszusaugen. Nämlich, und das steckt hinter dem ganzen Hymnus von der Erschaffung der Welt durch Gott: an Gottes statt die Welt zu verwalten. Sie aufzubauen statt zu zerstören. Sie lebendig zu halten statt zu töten. Und sie zukunftsfähig zu machen statt mit der Zukunft unserer Nachkommen zu spielen. Nein, so richtig verstanden haben wir es nicht. Das ist kein Tatsachenbericht, der da am Anfang der Bibel steht. Keine wissenschaftliche Abhandlung. Das ist ein Lied, ein Gedicht. Geschrieben von Menschen, die es aus übergroßer Freude formulieren: Danke, Gott!, dass du uns diese Welt gegeben hast. Mit ihren Wundern, ihrem Reichtum. Ihrer Lebendigkeit und ihrer Schönheit. Danke, dass du unter allem, was du „geschöpft“ hast – wie Inge und Renate sagen würden –, ausgerechnet uns Menschen zutraust, diese Aufgabe zu übernehmen.

Wie viel mehr Ehrfurcht vor dem Leben spricht aus diesem Text. Als in allen Aussagen über den Willen, Fluchtursachen in der Welt abzustellen oder Kinderarbeit für unsere Handys und Elektrobatterien beenden zu wollen. Wie viel mehr Respekt und Achtung vor der Natur liegt in diesen Worten auf der ersten Seite jeder Bibel. Als in allen halbherzigen Bekenntnissen unserer Gesellschaft zum Umweltschutz.

Und darum halte ich Comedy-Sendungen wie „Götter wie wir“ nicht für falsch. Es täte uns Menschen sicher auch einmal gut, wenn wir den Blickwinkel wechseln würden: Was würde Gott dazu sagen, wie der Zustand unserer Welt ist? Würde er es auch mit Humor nehmen, wie bei Inge und Renate? Oder wäre es für ihn eher ein Jammer, ein Elend, eine Katastrophe? Ja, ich glaube, so ein Perspektivenwechsel wäre gut. Was wäre, wenn WIR die Welt geschaffen hätten, und andere richten sie zugrunde?

Vielleicht ist es an manchen Punkten schon zu spät für eine Wende. Aber dort, wo wir noch etwas retten können, genau da wäre es gut, mal wie Inge und Renate mit dem Blickwinkel Gottes auf die Welt, die Schöpfung zu schauen und zu sehen, was Menschen da anrichten. Statt dankbar zu sein für eine wundervolle Welt, die uns geschenkt wurde. Amen

Pfarrer Dr. Uwe Boch

Lied EG 342 „Ich singe dir mit Herz und Mund“

Fürbitten:
Du bist der Anfang, Gott, Schöpfer und Vollender allen Lebens.
Wir danken dir für alle Fülle: die Früchte der Felder, die bunten Blumen und die Melodien der Vögel.
Für die ganze Natur bitten wir dich, für all die Wälder und Steppen, Flüsse, Seen und Meere, Berge, Wiesen und Täler, um sie in ihrer Vielfalt zu schätzen und zu erhalten. Du hast uns mit unzähligen Gaben beschenkt, und wir können nicht fassen, wie schön das alles ist.
Wir bitten dich: Gib uns den Mut, Entscheidungen zu treffen, um Mensch und Tier in Würde leben lassen.
Du bist der Anfang und das Ende. Für uns bitten wir dich, dass wir demütig das Leben aus deiner Hand annehmen und akzeptieren, wen du ins Leben schickst und wen du aus dem Leben zu dir rufst.
Wenn in uns alles wüst und leer ist, schaffe du Licht und Leben. Hilf uns, bei allem, was wir tun, Pausen zu beachten und den Feiertag zu heiligen.
Du bist die Auferstehung. Durch dich finden wir neues Leben. Darum jubeln wir und danken dir ohne Ende.
Vater unser im Himmel....

Segen
Der Herr segne Dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Amen.

 

Ihre Evangelische Kirchengemeinde Bogen
wünscht Ihnen einen schönen Sonntag.


 

 


 

Sonntag 1. Mai 2022
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Sonntag Misericordias Domini

Der gute Hirte

 

Jesus, der „gute Hirte“ steht im Zentrum des zweiten Sonntags nach Ostern. Das Urbild des Schäfers spricht Kinder wie Erwachsene an. Das Neue Testament bekennt Christus als den guten Hirten, der das Verlorene nicht aufgibt und der sein Leben für das ihm Anvertraute lässt. Jeder einzelne zählt. Die biblischen Texte warnen aber auch vor schlechten Hirten, die nur an ihr eigenes Wohl denken, bei Gefahr davonlaufen und das Schwache nicht stärken. Da gilt es, sich an den guten Hirten zu halten und nach seinem Beispiel selbst auf andere zu achten.

 

"Christus spricht: Ich bin der gute Hirte. Meine Schafe hören meine Stimme, und ich kenne sie und sie folgen mir; und ich gebe ihnen das ewige Leben."

- Wochenspruch Joh. 10, 11a, 27-28a -


 

Psalm 23
Der Herr ist mein Hirte, mir wird nichts mangeln.
Er weidet mich auf einer grünen Aue und führet mich zum frischen Wasser.
Er erquicket meine Seele.
Er führet mich auf rechter Straße um seines Namens willen.
Und ob ich schon wanderte im finstern Tal, fürchte ich kein Unglück; denn du bist bei mir, dein Stecken und Stab trösten mich.
Du bereitest vor mir einen Tisch im Angesicht meiner Feinde.
Du salbest mein Haupt mit Öl und schenkest mir voll ein.
Gutes und Barmherzigkeit werden mir folgen mein
Leben lang.

Gebet:
Jesus Christus, du bist der gute Hirte. Du führst uns auf deinen Wegen und lässt es uns an nichts mangeln. Gib, dass wir auch in schweren Zeiten auf deine Fürsorge vertrauen. Bewahre uns und unsere Gemeinden in der Gemeinschaft mit dir. Der du mit dem Vater und dem Heiligen Geist lebst und wirkst von Ewigkeit zu Ewigkei. Amen

Lied EG 103 1+6 „Gelobt sei Gott im höchsten Thron“

Gedanken zu: „vom Fischer zum Hirten“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Die Glut der Kohlen glimmt noch – und die Erinnerung an den anderen Abend.
Das Feuer knistert – und die Atmosphäre zwischen ihnen beiden.
Der Geruch von gebratenem Fisch liegt noch in der Luft – und die Anspannung auch. Das gemeinsame Essen hat ihre Mägen gefüllt – aber in seinem Bauch grummelt es, denn noch ist nicht ausgesprochen, was zwischen ihnen steht.
Doch halt, erst mal einen Schritt zurück: Mit den anderen ist Petrus nach Galiläa heimgekehrt – zurück nach Hause an das Ufer des Sees, der ihm von Kindesbeinen an vertraut ist, an dem er die ersten Schritte ins Leben und in den Beruf gemacht hat – und den entscheidenden Schritt in die Nachfolge Jesu! Sie sind wieder zurück – die Jünger Jesu, nur dieses Mal ohne ihn, der sonst so oft Gast in Galiläa gewesen war. Ohne ihn, den Gekreuzigten und Auferstandenen. Wie sie wohl empfangen wurden? Ablehnend oder entgegenkommend für sie, die sie so viel Unverständliches miterlebt hatten?
Wie so oft, wenn Menschen nach traumatischen Erfahrungen wieder in den Alltag zurückfinden, greifen die Jünger auf das zurück, was sie kennen und können.
Wie so oft in ihrer Runde ist es Petrus, der als Erster das Wort ergreift und sagt, dass er fischen geht. Die anderen schließen sich ihm an. Doch sie fangen in der ganzen Nacht nichts.
In der Morgendämmerung ruft ihnen ein Mann vom Ufer eine Frage nach etwas zu essen zu, und er regt sie an, noch einmal hinauszufahren. Als sie es zur rechten Seite versuchen, füllen sich die Netze, aber sie reißen nicht. Und wie so oft in ihrer Runde ist er es, der Jesus am Nächsten stand, der versteht, wer da steht – und ist Petrus der, der als Erstes reagiert. Nichts hält ihn davon ab, seine Kleider zu raffen und kopfüber ins Wasser zu springen. – Doch es braucht keinen der Fische aus ihren Netzen, um essen zu können. Alles ist bereit! Auf einem Kohlenfeuer liegen Fisch und Brot. Kommt und haltet das Mahl! Und sie kommen und nehmen das Brot, das er ihnen gibt, desgleichen auch den Fisch. Mehr braucht es nicht als diese Worte und diese Zeichen, damit sie wissen, wer da mit ihnen isst und sich so als der Auferstandene zeigt.

Und dann das:

Lesung: Johannes 21,15–19
Da sie nun das Mahl gehalten hatten, spricht Jesus zu Simon Petrus: Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr, als mich diese lieb haben? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Lämmer!Spricht er zum zweiten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Er spricht zu ihm: Ja, Herr, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
Spricht er zum dritten Mal zu ihm: Simon, Sohn des Johannes, hast du mich lieb? Petrus wurde traurig, weil er zum dritten Mal zu ihm sagte: Hast du mich lieb?, und sprach zu ihm: Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe. Spricht Jesus zu ihm: Weide meine Schafe!
Wahrlich, wahrlich, ich sage dir: Als du jünger warst, gürtetest du dich selbst und gingst, wo du hinwolltest; wenn du aber alt bist, wirst du deine Hände ausstrecken und ein anderer wird dich gürten und führen, wo du nicht hinwillst. Das sagte er aber, um anzuzeigen, mit welchem Tod er Gott preisen würde. Und als er das gesagt hatte, spricht er zu ihm: Folge mir nach!

Kein Wort, der Anklage aus Jesu Mund! Keine Frage nach dem Warum!
Petrus bekommt keine Gelegenheit, sich herauszureden oder zu entschuldigen, weshalb er am Kohlenfeuer im Innenhof des hohepriesterlichen Palasts mit dem Rücken an der Wand stand. Warum er, der gerade noch mehr als die anderen seine Zuverlässigkeit beschworen hatte, kurz darauf, von Fragen der Fremden in die Enge getrieben, die Beziehung in Abrede stellte.
Stattdessen wird er als der angesprochen, als der Jesus ihm das erste Mal begegnete: Du bist Simon, der Sohn des Johannes! (Joh 1,42). Simon, Sohn des Johannes, liebst du mich mehr, als mich diese lieb haben? Drei Mal bekommt er die Gelegenheit, sein Verleugnen zu widerrufen und sich zu seiner Liebe zu bekennen. Deutet er ein Schuldeingeständnis an, wenn er beim dritten Mal antwortet? „Herr, du weißt alle Dinge, du weißt, dass ich dich lieb habe.“ In kurzen Sätzen ist wenig und doch alles gesagt, um aus dem Weg zu räumen, was zwischen ihnen stand.
Jesus reagiert nämlich auf jede Antwort mit einem Auftrag! Er, der sich spontan, wortgewandt und übereifrig um Kopf und Kragen redete, der heftig tatkräftig reagierte, wird weiterhin gebraucht: nicht als Fischer, sondern als Hirte!
Jesus traut Simon Petrus die nächsten Schritte in der Nachfolge zu und vertraut ihm eine neue Aufgabe mit besonderer Verantwortung an. Anders als ein Fischer, der die Fische in seinen Netzen sammelt, steht ein Hirte schließlich in einer Beziehung zu seinen Lämmern, die zu seinen Schafen heranwachsen. Es gilt, sie zu pflegen, auf Weiden zu führen, zusammenzuhalten und vor Gefahren zu schützen. Bis in unsere Zeit haben wir durch die Worte des 23. Psalms eine Vorstellung von dieser Aufgabe. All die Eigenschaften eines Hirten, von denen wir in den Lesungen gehört haben, sind den Menschen zur Zeit Jesu im Ohr. Sie wissen um die Verantwortung, zum Schutz ihrer Herde bei Gefahr auch ihr Leben zu lassen: Folge mir nach!
Viel mehr braucht Jesus zu seinem neuen Hirten nicht zu sagen.
Simon Petrus erlebt: Seine Worte haben nicht das letzte Wort! Sein Gewissen ist nicht die letzte Instanz! Er wird sich als der erweisen, den Jesus in ihm gesehen hat, als sie sich das erste Mal begegneten.
Wer sind da wir, dass wir nicht Wege suchen, das Schweigen zu brechen, miteinander neu anzufangen? Und sei es nur um dessen willen, der spricht: Folge mir nach! Amen

Lied EG 395, 1-3 „Vertraut den neuen Wegen“

Gebet:
Himmlischer Gott, wir danken dir für das Leben, das du uns geschenkt hast, und für deine Treue, mit der du uns unserer Wege geführt hast. Wir bitten dich: Bleibe bei uns jeden Tag neu; sei unser Stecken und Stab und segne alle, die mit uns gehen. Du bist das Ziel unserer Hoffnung in Ewigkeit.
Vater unser im Himmel....

Segen
Der Herr segne Dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Amen.


 

Ihre Evangelische Kirchengemeinde Bogen
wünscht Ihnen einen schönen Sonntag

 

 

 


 


 

Sonntag Judika
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Sonntag Judika

Gehorsam bis zum Tod

 

„Wer nicht hören will, muss fühlen.“ Wer sich nicht unterordnet, wer nicht gehorcht, muss oft genug die Konsequenzen tragen. Und doch: Blinder Gehorsam kann zur Katastrophe führen, ziviler Ungehorsam gar geboten sein.

Es ist ein harter Gott und ein blinder Gehorsam, den der Sonntag Judika beschreibt: Ein Gott, der Ungehorsam mit Strafen schlägt und Hiob unverdient in Unglück stürzt. Ein Gott, der Jesus abverlangt, als Opfer in den Tod zu gehen? Dunkel ist dieser Gott und fern. Doch auf der anderen Seite steht Gottes Sohn, der selbst gehorsam ist, der den Menschen dient und ihnen zum Leben verhilft. Auch hinter der dunkelsten Geschichte scheint das durch: Gott will, dass allen Menschen geholfen wird. „Ich weiß, dass mein Erlöser lebt!“, bekennt Hiob in tiefster Not. Im Vertrauen darauf wird es möglich, sich auf Gott zu verlassen und dem Nächsten zu dienen.

 

Wochenspruch: „Der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und gebe sein Leben als Lösegeld für viele.

Mt. 20, 28

Lied: EG 97 „Holz auf Jesu Schulder“
https://www.youtube.com/watch?v=SY_sab5w5Zg

Psalm 43:
Schaffe mir Recht, Gott, und führe meine Sache wider das treulose Volkund errette mich von den falschen und bösen Leuten!
Denn du bist der Gott meiner Stärke: Warum hast du mich verstoßen? Warum muss ich so traurig gehen, wenn mein Feind mich drängt? Sende dein Licht und deine Wahrheit, dass sie mich leiten und bringen zu deinem heiligen Berg und zu deiner Wohnung, dass ich hineingehe zum Altar Gottes, zu dem Gott, der meine Freude und Wonne ist, und dir, Gott, auf der Harfe danke, mein Gott.
Was betrübst du dich, meine Seele, und bist so unruhig in mir?
Harre auf Gott; denn ich werde ihm noch danken, dass er meines Angesichts Hilfe und mein Gott ist.

Text: Markus 10, 35-45
Da gingen zu ihm Jakobus und Johannes, die Söhne des Zebedäus, und sprachen zu ihm: Meister, wir wollen, dass du für uns tust, was wir dich bitten werden. Er sprach zu ihnen: Was wollt ihr, dass ich für euch tue? Sie sprachen zu ihm: Gib uns, dass wir sitzen einer zu deiner Rechten und einer zu deiner Linken in deiner Herrlichkeit. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr wisst nicht, was ihr bittet. Könnt ihr den Kelch trinken, den ich trinke, oder euch taufen lassen mit der Taufe, mit der ich getauft werde? Sie sprachen zu ihm: Ja, das können wir. Jesus aber sprach zu ihnen: Ihr werdet zwar den Kelch trinken, den ich trinke, und getauft werden mit der Taufe, mit der ich getauft werde; zu sitzen aber zu meiner Rechten oder zu meiner Linken, das zu geben steht mir nicht zu, sondern das wird denen zuteil, für die es bestimmt ist. Und als das die Zehn hörten, wurden sie unwillig über Jakobus und Johannes. Da rief Jesus sie zu sich und sprach zu ihnen: Ihr wisst, die als Herrscher gelten, halten ihre Völker nieder, und ihre Mächtigen tun ihnen Gewalt an. Aber so ist es unter euch nicht; sondern wer groß sein will unter euch, der soll euer Diener sein; und wer unter euch der Erste sein will, der soll aller Knecht sein. Denn auch der Menschensohn ist nicht gekommen, dass er sich dienen lasse, sondern dass er diene und sein Leben gebe als Lösegeld für viele.

Gedanken zu: Markus 10, 35-45

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

1934 trafen sich Christen aus ganz Deutschland in Wuppertal-Barmen, um sich gegen den Nationalsozialismus zu positionieren. Das war einer der Gründungsmomente der Bekennenden Kirche, die sich von der etablierten Kirche absetzte, weil die oft viel zu sehr mit dem Nationalsozialismus verbündet war. Das Ergebnis dieses Treffens war die Barmer Theologische Erklärung, in der sehr eindeutig formuliert wurde, dass der nationalsozialistische Staat für den christlichen Glauben nicht tragbar ist. Dieses Bekenntnis ist für die meisten ev. Kirchen in Deutschland bis heute eine wichtige Grundlage, weil es das Verhältnis von Kirche und Staat als kritische Distanz formuliert.

Bis heute interessant ist auch noch ein anderer Aspekt: Auch innerhalb der Kirche sind autoritäre Führung und Formen von Herrschaft des einen über den anderen nicht denkbar. Das nimmt Bezug auf das Wort Jesu, das wir gehört haben. Da heißt es in der Erklärung: „Die verschiedenen Ämter in der Kirche begründen keine Herrschaft der einen über die anderen, sondern die Ausübung des der ganzen Gemeinde anvertrauten und befohlenen Dienstes. Wir verwerfen die falsche Lehre, als könne und dürfe sich die Kirche abseits von diesem Dienst besondere, mit Herrschaftsbefugnissen ausgestattete Führer geben und geben lassen.“

Aus dem Zuspruch, dass getaufte Christen alle auf dem gleichen Niveau stehen, weil die Gnade nicht nach Stand, Herkunft oder Geschlecht fragt, wird hier unmittelbar ein Gebot: In der Kirche darf es keine Herrschaft geben, sondern den gemeinsamen Dienst aneinander. In Zeiten, in denen autoritäre Herrschaftsformen für viele Menschen wieder attraktiv sind, ist es gut und wichtig, uns von Jesus daran erinnern zu lassen, dass wir alle miteinander auf Augenhöhe Verantwortung tragen für die Kirche und die Gesellschaft. Wir warten als Christen nicht auf den starken Mann oder die starke Frau, die autoritär durchgreifen, sondern auf Jesus Christus, der die Herrschaft der Liebe aufrichtet, die darin besteht, dass wir einander dienen. Daran erinnert uns dieses Wort Jesu. Der da zu uns kommt, wird nicht mit Gewalt regieren, sondern mit Liebe. Amen

Lied EG 267 „Herr du hast darum gebeten“

Gebet
Gütiger Gott, du bist als Mensch unseren Weg gegangen durch Spott, Verachtung und Tod hindurch in ein neues Leben. Wir bitten dich: Lass uns diese Kraft erkennen im Bild des Gekreuzigten. Lass uns uns selbst erkennen, wie wir sind, aber mehr noch, wie du uns siehst.
Mache uns bereit zur Versöhnung, überwinde den Hass. Lass uns einander annehmen, wie wir sind, aber auch gegenseitig helfen, zu werden, was wir sein sollen.
Schenke uns einen Geist der Nüchternheit, der das Schlimme erträgt, aber auch Wege sucht, es abzuwenden und zu lindern.
Lass uns in der Welt, die oft schrecklich ist, deine gute Schöpfung erkennen.
Lass uns mitten im Leben auferstehen und neue Kraft gewinnen,
die Erde zu einem guten Ort zu machen.

Vater unser im Himmel...

Segen
Der Herr segne Dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Amen.

 

Ihre Evangelische Kirchengemeinde Bogen
wünscht Ihnen einen schönen Sonntag

 

 

 


 

Sonntag Lätare
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Vertrauen in der Verwandlung

 

„Alles Menschliche will Dauer, Gott will Verwandlung“

- Ricarda Huch -

 

Wochenspruch:Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. Johannes 12, 24

 

Lied: EG 86, 1-3 + 8 „Jesu, meines Lebens Leben“

Psalm 84, 2-13:
Wie lieblich sind deine Wohnungen, Herr Zebaoth!
Meine Seele verlangt und sehnt sich nach den Vorhöfen des Herrn; mein Leib und Seele freuen sich in dem lebendigen Gott.
Der Vogel hat ein Haus gefunden und die Schwalbe ein Nest für ihre Jungen – deine Altäre, Herr Zebaoth, mein König und mein Gott. Wohl denen, die in deinem Hause wohnen; die loben dich immerdar. Wohl den Menschen, die dich für ihre Stärke halten und von Herzen dir nachwandeln!.
Wenn sie durchs dürre Tal ziehen, wird es ihnen zum Quellgrund, und Frühregen hüllt es in Segen. Sie gehen von einer Kraft zur andern und schauen den wahren Gott in Zion.
Herr, Gott Zebaoth, höre mein Gebet; vernimm es, Gott Jakobs! Gott, unser Schild, schaue doch; sieh an das Antlitz deines Gesalbten! Denn ein Tag in deinen Vorhöfen ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hause als wohnen in den Zelten der Frevler.
Denn Gott der Herr ist Sonne und Schild; der Herr gibt Gnade und Ehre. Er wird kein Gutes mangeln lassen den Frommen. Herr Zebaoth, wohl dem Menschen, der sich auf dich verlässt!

Gebet:
Gott, du Quelle der Freude, du gibst dem Leben Zukunft und führst uns auf unserem Weg.
Dafür danken wir dir und bitten dich: Öffne uns Auge und Ohr für deine Verheißungen durch Christus, unseren Herrn. Amen

Evangelium Johannes 12, 20-24
Es waren aber einige Griechen unter denen, die heraufgekommen waren, um anzubeten auf dem Fest. Die traten zu Philippus, der aus Betsaida in Galiläa war, und baten ihn und sprachen: Herr, wir wollen Jesus sehen. Philippus kommt und sagt es Andreas, und Andreas und Philippus sagen’s Jesus. Jesus aber antwortete ihnen und sprach: Die Stunde ist gekommen, dass der Menschensohn verherrlicht werde. Wahrlich, wahrlich, ich sage euch: Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein; wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht. men wird in der Herrlichkeit seines Vaters mit den heiligen Engeln.

Lied EG98 „Korn das in die Erde“

Text: Psalm 25,15a Meine Augen sehen stets auf den Herrn“

Gedanken zu: „Vertrauen in der Verwandlung“

Sie frisst sich durch einen Apfel, zwei Birnen, drei Pflaumen, vier Erdbeeren, fünf Orangen, ein Stück Schokoladenkuchen und weitere Würstchen, Törtchen und Melonen: die kleine Raupe Nimmersatt. Millionen von Kindern haben die Raupe auf ihrem Weg durch die Köstlichkeiten begleitet, haben ihre kleinen Finger durch die ausgestanzten Löcher gesteckt und sind so der Spur gefolgt, die die Raupenzähne hinterlassen haben. Am Ende durften sie miterleben, wie aus der dicken Raupe ein wunderschöner Schmetterling wurde.

Der Erfinder eines der berühmtesten Kinderbücher der Welt heißt Eric Carle, der im letzten Jahr im Alter von 91 Jahren gestorben ist. Er hat die Geschichte erfunden, um ein Gegengewicht zu seinen traurigen Kindheitserinnerungen zu schaffen. Als Sechsjähriger kam er 1935 mit seinen Eltern aus den USA nach Deutschland. Hier kam ihm alles grau und braun und streng vor. Er litt unter den Schlägen, die die Lehrer ihm mit einem Stock verpassten. Als Erwachsener zog er dann wieder in die USA und erschuf die Raupe Nimmersatt. Er wollte allen Kindern auf der Welt, die sich so hilflos und unbedeutend fühlen wie er, sagen, dass auch in ihnen ein wunderschöner Schmetterling steckt.

Im Christentum ist der Schmetterling ein Zeichen für die Auferstehung. Dieses Bild soll es uns leichter machen, das Unbegreifliche zu begreifen. So wie Kinder mit ihren Fingern den Weg der Raupe nachspüren können, folgen wir in der Passionszeit den biblischen Geschichten, die uns von Jesus und seinem Weg erzählen. Ein Weg, der ganz in die Tiefe führt und schließlich von Gott vollendet wird. Es gibt sogar Abbildungen, die Jesus Christus als Schmetterling zeigen.

Die wohl schönste findet sich im Domschatzmuseum in Regensburg: das sogenannte Schmetterlingsreliquiar. Bei der Restauration eines Kruzifixes aus einer Regensburger Kirche wurde im Hinterkopf des Gekreuzigten ein kleines Kästchen gefunden. Es hat Form und Größe eines Schmetterlings. Auf dem Schmetterlingskörper ist in Gold Christus am Kreuz aufgemalt. Auf den fein geschwungenen Flügeln finden sich Maria zur rechten und Johannes zur linken Seite. Oben am Kopfe des Schmetterlings sind zwei zarte Fühler angebracht, deren Ende eine Perle ziert. Der Schmetterling wurde vor rund 700 Jahren in Paris angefertigt. Ein farbenfrohes Meisterwerk.

Mir gefällt daran, dass dieses Schmetterlingsschatzkästchen im Hinterkopf des gekreuzigten Gottessohnes gefunden wurde. Das ist so, als ob Jesus Christus während seiner Leidenszeit schon seine Auferstehung in sich gehabt hätte – auch wenn er sich in den schlimmsten Zeiten vermutlich nicht vorstellen konnte, dass er gerettet werden würde. So wie Eric Carle allen hilflosen und ausgelieferten Kindern Trost spendet.
So sagt uns allen die Botschaft Christi: Jetzt seht ihr den Gekreuzigten, dann aber werdet ihr das Wunder der Verwandlung erfahren.
Aus dem, was sterben muss, entsteht etwas Neues und Wunderbares. Das soll euch Trost schenken, wenn ihr nicht mehr wisst, wie es weitergeht. Richtet eure Augen stets auf den Herrn, folgt ihm nach, damit auch ihr verwandelt werdet an Leib und Seele.
Schmetterlingsleicht und wunderschön. Amen

Lied EG 369 „Wer nur den lieben Gott lässt walten“.

Gebet:
Barmherziger Gott, schenke mir das Wunder der Verwandlung. Lass mich auch in schweren Zeiten nie vergessen, was Du mit mir vorgesehen hast. Hilf mir, Deinem Weg zu folgen, im Vertrauen darauf, dass Du mich in die Vollendung führst. Amen

Vater unser im Himmel....

Segen
Der Herr segne Dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Amen.

 

Ihre Evangelische Kirchengemeinde Bogen wünscht Ihnen
einen schönen Sonntag.

 

 

 

 

 

Sonntag Okuli
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Sonntag Okuli

Folgenreiche Entscheidungen

 
„Der Einsatz ist hoch“, heißt es nicht nur im Glücksspiel. Manche Entscheidungen im Leben verlangen uns viel ab: Kraft und Energie, Geld und Geduld, Tränen, manchmal auch Trennungen.

 

Und trotzdem würden wir uns wieder genauso entscheiden. Weil es rückblickend richtig war, weil uns die Erfahrung reicher gemacht hat. Auch bei Jesus ist der Einsatz hoch, das zeigt der Sonntag Okuli. Der Verrat durch seinen Jünger Judas ist erst der Anfang seines Leidenswegs. Wer Jesus nachfolgen will, muss verzichten lernen, darf nicht zurückschauen. Wer Gott ernst nimmt, muss Entscheidungen treffen für ein Leben in Liebe und Hingabe. Die Bibel erzählt von Menschen, die Gott bis zum Äußersten gefordert hat: Jeremia, der um Gottes Willen verspottet wird; Elia, der auf der Flucht zu Tode erschöpft ist. Und doch erfahren gerade sie: Gott ist bei mir. Er macht mich stark.

 

Wochenspruch: „Wer die Hand an den Pflug legt und sieht zurück, der ist nicht geschickt für das Reich Gottes.“ Lukas. 9, 62

Lied: EG 391 „Jesu geh voran“

Psalm 34 16-223:
Die Augen des Herrn merken auf die Gerechten und seine Ohren auf ihr Schreien.
Das Antlitz des Herrn steht wider alle, die Böses tun dass er ihren Namen ausrotte von der Erde.
Wenn die Gerechten schreien, so hört der Herr und errettet sie aus all ihrer Not.
Der Herr ist nahe denen, die zerbrochenen Herzens sind, und hilft denen, die ein zerschlagenes Gemüt haben.
Der Gerechte muss viel leiden, aber aus alledem hilft ihm der Herr.
Er bewahrt ihm alle seine Gebeine, dass nicht eines von ihnen zerbrochen wird.
Den Frevler wird das Unglück töten, und die den Gerechten hassen, fallen in Schuld.
Der Herr erlöst das Leben seiner Knechte, und alle, die auf ihn trauen, werden frei von Schuld.

Gedanken zu: „1. Buch der Könige 19, 1-8“

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

Die wahren Propheten sind eher die, die es nicht leicht haben mit den Mächtigen. Falsche Propheten reden den Mächtigen gerne nach dem Munde. Wahre Propheten dagegen stehen zu ihrer Sache, ihrem Glauben und ihrem Gott. Wie Elia. Er sagt Gottes Wahrheit und muss dann die mächtige Königin Isebel fürchten. Sie stellt ihm nach. Und Elia flieht. Was dann folgt, ist in seiner Traurigkeit kaum zu überbieten. Der streitbare Gottesmann setzt sich unter einen Ginster und wünscht sich zu sterben. Er sagt: Es ist genug, HERR, nimm meine Seele zu dir.

Elia kann nicht mehr; Gott kann noch. Es ist erstaunlich, was Gott immer noch und immer wieder kann. Nämlich Leben schaffen. Selbst da, wo alles wie ausgestorben wirkt. In diesem Fall in Elia. Der wünscht sich zu sterben, er schläft sozusagen seinem erwünschten Tod entgegen – da weckt ihn ein Engel und bittet: Steh auf und iss. Und weil das noch nicht genug ist und Elia wieder einschläft, kommt der Engel ein zweites Mal und sagt: Steh auf und iss! Du hast einen weiten Weg vor dir!

Und siehe da – Elias folgt dem Willen des Engels und geht; kraftvoll geht er vierzig Tage und Nächte bis zum Gottesberg Horeb. Also direkt in Gottes Nähe.

Mich erinnert diese Erzählung immer ein wenig an das, was wie ausgestorben wirkende Menschen nach einer Trauerfeier machen. Sie setzen sich zusammen und essen. Es klingt banal, aber es ist so; wer von einem Grab kommt, hört irgendwann den schlichten Satz: Das Leben muss weitergehen. Und es geht nur weiter, wenn Trauernde essen und trinken können, wenn sie zusammensitzen und sich gegenseitig mehr zeigen als sagen: Das Leben geht weiter. Wir können uns nicht vergraben, jedenfalls nicht lange. Und irgendwann bei diesen kleinen Essen nach einer Beerdigung wird nicht mehr nur geflüstert, sondern auch wieder vorsichtig gelacht. Man fühlt, dass das gemeinsame Trinken und Essen einen belebt – und die selbstverständliche Nähe zu anderen Menschen gut tut. Das ist dann so etwas wie die Selbstverständlichkeit der Engel. Sie stellen den Ungetrösteten etwas hin und sagen mitten in die Trauer: Steh auf und iss, dein Leben hat noch einen weiten Weg vor sich.
Amen

Lied EG 369 „Wer nur den lieben Gott lässt walten“.

Gebet

Gott, viele Bilder sind es, die wir jeden Tag sehen und verarbeiten.
Wir bitten Dich, schenke Du unseren Blicken Zeit zum Ausruhen.
Hilf uns aus der Zerstreuung unseres Sehens und führe unsere Blicke zu Dir.
Schenke uns die Gabe des tiefen Blicks, der mehr wahrnimmt, als vor Augen ist.
Gott, sieh uns mit Deiner Gnade an.

Vater unser im Himmel...

Segen
Der Herr segne Dich und behüte dich; der Herr lasse sein Angesicht leuchten über dir und sei dir gnädig; der Herr erhebe sein Angesicht über dich und gebe dir Frieden! Amen.

 

Ihre Evangelische Kirchengemeinde Bogen wünscht Ihnen
einen schönen Sonntag.